Kommentar der künstlerischen Leiterin des ada Studios (18. Dezember 2013)

 

 

Anlässlich einer im Moment (noch?) offline stattfindenden Debatte über die Texte der ada-Studioschreiberin und dem Sinn und Zweck ihres Tuns scheint es mir angebracht, dazu aus Sicht des ada Studios und seiner künstlerischen Leiterin ein paar Worte zu verlieren.
Das ada Studio gibt es seit 2006. Nach 41 Ausgaben unserer "Hauptreihe" NAH DRAN, 12mal "10 times 6" und 5mal "S.o.S. - Students on Stage" können wir auf eine (1!) Rezension zurückblicken, erschienen im Mai 2008 bei www.tanznetz.de (mit immer noch sehr herzlichem Dank an Elisabeth Nehring!).
Diese schmale Ausbeute hat maßgeblich damit zu tun, dass kein Kritiker einen Platz im Feuilleton zu ergattern bereit ist, wenn die Vorstellungen nur zweimal laufen. Absolut nachvollziehbar. Trotzdem ärgerlich, denn auch wenn wir ein Ort sind, der ausdrücklich seine Türen für Nachwuchschoreografen öffnet, heißt das nicht, dass wir uns nicht mit Reaktionen auf unser Tun auseinandersetzen wollen (und eigentlich auch müssen).
Dazu kommt, dass die Räume für Rezensionen über den zeitgenössischen Tanz im Berliner Feuilleton von Jahr zu Jahr schrumpfen.
Nach zahlreichen Gesprächen mit KollegInnen v.a. in Kanada und den USA über Sinn und Unsinn von online-Kritiken, Blogs etc. und der Recherche unzähliger solcher – zumeist mit viel Herzblut und persönlichem Engagement der FederführerInnen geschriebenen – Kolumnen bin ich im Sommer 2013 auf das Modell des Studioschreibers gekommen. Es kam mir in den Sinn, als mein Lieblingsschriftsteller Peter Stamm zum Mainzer Stadtschreiber des Jahres 2013 berufen wurde. Die Aufgabe eines Stadtschreibers (und es gibt einige deutsche und andere europäische Städte, die Stadtschreiber berufen) besteht darin, das Geschehen in einer Stadt literarisch zu begleiten. Im Falle von Mainz erstellt der Stadtschreiber gemeinsam mit dem ZDF eine Dokumentation nach eigener Themenwahl. Diese Idee – die im übrigen auf die Gruppe 47 zurückgeht – mutierte in meinem Kopf sofort zu dem Studioschreiber-Projekt, wie wir es dann im August 2013 im ada Studio installiert haben.
Seit dem 24. August 2013 begleitet also Anna Volkland als Studioschreiberin das Geschehen im ada Studio. Anna ist eine erfahrene Tanz- und Theaterkritikerin. Ich habe viele ihrer publizierten Kritiken und Essays in Zeitschriften wie "Theater der Zeit", "tanz", "Magazin TanzRaumBerlin" gelesen und bin begeistert von ihrer analytischen Kraft und ihrer Haltung, jegliches Bühnengeschehen niemals ohne ein Publikum zu denken.
Das ada Studio ist ein öffentlicher Ort, auch wenn er – v.a. wegen seiner geringen Größe und Platzzahl (40) – nach wie vor auch ein geschützter Raum ist. Wir versuchen, ein möglichst breites Publikum jenseits des inner circles im zeitgenössischen Tanz zu erreichen. Die Meinung derer, die sich eben nicht täglich mehrere Stunden mit Tanz auseinander setzen, ist mir und meinem Team wichtig. Auch deshalb gibt es die Studioschreiberin. Sie versucht, das, was sie in den Vorstellungen sieht, zu beschreiben. Ihre persönliche Haltung kann und will sie dabei nicht verbergen. Das macht sie im Vorwort zu diesem Blog, in dem alle Texte erscheinen, deutlich. Und sie formuliert klar, dass es eine Beschreibung ohne Wertung de facto sowieso nicht gibt (das denke ich auch).
Die Position der Studioschreiberin ist eine unabhängige. Ich als künstlerische Leiterin gebe nichts vor, greife in den Schreibvorgang nicht ein und verändere die Texte nicht. Was ich möchte, ist eine Auseinandersetzung auf mehreren Ebenen – zwischen Studioschreiberin und Aufführungen, zwischen Künstlern und den Texten zu ihren Stücken, zwischen mir und meinem Team und den Künstlern.


Herzliche Grüße, GABI BEIER
Künstlerische Leiterin des ada Studios


Das ada Studio wird seit 2008 als Produktionsort von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert.


 

ada Studio für zeitgenössischen Tanz

in den Uferstudios/Studio 7

Uferstraße 23

13357 Berlin

T: +49 (0) 30-218 00 507

E: ada-berlin [AT] gmx.de

© ada Studio